Der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds (kurz erklärt) besitzt eine beachtliche Porträtsammlung: 72 Ölgemälde auf Holztafeln und Leinwänden zeigen Stifter und Stifterinnen, Universitätsrektoren, Geistliche und Lehrer der alten Kölner Universität (kurz erklärt) und der dazu gehörigen Gymnasien. Einige davon zieren die Wände in der heutigen Geschäftsstelle des Stiftungsfonds, andere sind in Depoträumen untergebracht oder befinden sich im Kölnischen Stadtmuseum. Bei Ausstellungen werden sie regelmäßig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die heutige Gemäldesammlung ist in dieser Form tatsächlich jedoch erst vor rund 200 Jahren zusammengewachsen, ihr Schicksal zeugt von einem ereignisreichen Verlauf der Geschichte.
Der Weg der Porträts ist eng mit den Entwicklungen des Kölner Schulwesens verbunden, da die Gemälde zum Großteil aus den drei reichsstädtischen Gymnasien und der alten Kölner Universität selbst stammen. Als diese Institutionen im Zuge der französischen Herrschaft (kurz erklärt) im Rheinland aufgelöst wurden, fielen deren Schul- und Stiftungsvermögen, Geld und beweglicher Besitz, einer im Jahr 1800 unter Napoleon eigens gegründeten zentralen Verwaltung zu – dem heutigen Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds. Um welche Gemälde in welcher Anzahl es sich zu diesem Zeitpunkt handelte, lässt sich heute nur schwerlich nachvollziehen. Für die Zeit nach der Zusammenlegung um 1800 gibt es aber immerhin einige weiterführende Quellenhinweise: Für das Jahr 1850 sind durch eine gedruckte Auflistung rund 30 Stifterporträts nachweisbar, vollständiger ist eine Liste aus dem Jahr 1937: Demnach waren vor dem Zweiten Weltkrieg 84 Gemälde Teil der Sammlung. [1] Aufgrund von Kriegsverlusten sind von diesen nach 1945 nur noch rund 72 Gemälde übriggeblieben – jene eben, die heute noch immer im Besitz des Stiftungsfonds sind.
Der Versuch, einen Überblick über den Sammlungsbestand vor 1800 zu erhalten, stellt sich als noch schwieriger heraus. Die Gemälde entstammten verschiedenen Institutionen – ein nicht unerheblicher Teil gehörte zum ehemals jesuitischen Schulvermögen. Soweit bekannt, befinden sich die heute noch existierenden Porträts aus dem jesuitischen Erbe im Besitz des Stiftungsfonds.
Wie groß die Gemäldesammlung der Jesuiten einst gewesen ist, lässt sich nicht mehr vollends nachzeichnen. Wohl aber können wir aus Recherchen schließen, wie viele Porträts der jesuitischen Sammlung heute in etwa noch erhalten sind. In der Datenbank „Kulturelles Erbe Köln“ können 23 Porträts ausgemacht werden, die nachweislich aus jesuitischem Besitz stammen. Zu diesen gehören unter anderem jene der bekannten Jesuiten Petrus Canisius und Johannes Rethius. Die Gemälde Athanasius Kirchers und Hermann Joseph Hartzheims sind im Verlauf des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen und gelten seit 1949 als vermisst. Schwarzweiß-Abbildungen dieser Exponate mit den geschweiften Rahmen zeigen jedoch ihre jesuitische Zugehörigkeit. Insgesamt gehören heute somit 21 physisch erhaltene und zwei immerhin digital überlieferte Porträts zum kulturellen Erbe der ehemaligen Kölner Jesuiten – ein kleiner Teil aus einer ursprünglich deutlich größeren Sammlung.
Ein Foto aus dem neu eingerichteten Dreikönigsgymnasium am Thürmchenswall nach 1911 zeigt an den Wänden der Aula eine Reihe von Porträts, die bereits gut sichtbar auch schon im Gymnasium Tricoronatum (kurz erklärt) und im Jesuitenkolleg gehangen hatten. Auch Altargemälde und religiöse Bilder gehörten in der Jesuitenzeit zur Sammlung, allerdings sind diese nicht erhalten geblieben. [2]
Die schwarz gerahmten Porträts mit goldenem Band und dem geschweiften oberen Abschluss verweisen – wie auf den Abbildungen oben gut zu sehen – auf eine ältere Schultradition. [3] Die älteren Gemälde verfügen zudem an den unteren Gemälderändern über einen goldenen Schriftzug mit den Namen und Titeln der abgebildeten Personen – dies ist zum Beispiel bei den Porträts der Jesuiten Jakob Masen oder Christoph Brouwer der Fall. Ein 1774, ein Jahr nach der Auflösung des Ordens, entstandenes Inventar zählt eine ganze Reihe unterschiedlich großer Gemälde auf, die in verschiedenen Räumen überall an den Wänden gehangen haben sollen – um welche es sich jeweils genau handelte, wurde dabei leider nicht vermerkt. [4]
Bei einigen der noch erhaltenen Porträts handelt es sich allerdings nicht um Originale, sondern um später angefertigte Kopien: Wir wissen von einem Brand im Gymnasium Tricoronatum im Jahre 1727, bei dem vermutlich auch ein Teil der Gemälde zu Schaden gekommen ist. Wohl vor diesem Hintergrund wurden mindestens 19 Kopien angefertigt. Unabhängig davon haben wir auch Kenntnis von späteren Kopien aus dem 20. Jahrhundert: Im Jahr 1927 und in den 1930er Jahren gab das Historische Museum sowohl Restaurierungen als auch eine Reihe von Kopien in Auftrag. [5] Dazu gehörten die Porträts berühmter (Kölner) Jesuiten wie Athanasius Kircher oder Friedrich Spee. Restauriert wurden beispielsweise die Porträts der jesuitischen Gymnasialleiter Hermann Joseph Hartzheim, Johannes Rethius oder Petrus Canisius, die hier als Beispiel dargestellt sind.
[1] Vgl. Rita Wagner, „Hier van Godt allein die Ehre.“ Die Porträts des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, in: Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds (Hrsg.), Bildung stiften, Köln 2000, S. 100–119, hier: S. 100f.
[5] Vgl. Übergabedokument an das Kölnische Stadtmuseum, 1927: HAStK, Best. 560 (Dreikönigsgymnasium), A 681 (Inventarium der Sammlung des alten Tricoronatums), fol. 9v–17v.
Empfohlene Zitierweise Vanessa Skowronek, Porträtsammlung, aus: Gudrun Gersmann (Hrsg.), Bücher, Bilder, Lehrobjekte: Die Sammlungen der ehemaligen Kölner Jesuiten (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00008), in: mapublishing, 2021 (Datum des letzten Besuchs).